Die Hebräer und ihre Entwicklung

Abraham

Als Ich zu Abraham sprach, vernahm er Mein Wort, und durch den Glauben sah er seinen Herrn. Jene Stimme sagte dem Patriarchen: 'Ich sehe, daß du gerecht bist auf Erden, und Ich mache mit dir einen Bund. Es ist Mein Wille, zahlreiche Geschlechter aus dir hervorgehen zu lassen, die ein Volk bilden werden, das Mich erkennen und lieben soll, und in ihm werden alle Nationen der Erde gesegnet werden.'
Ich gab Abraham einen Sohn, den er Isaak nannte und den er innig liebte, und um seinen Glauben und Gehorsam auf die Probe zu stellen, forderte ich ihn auf, ihn zu opfern. Abraham erbebte in seinem Fleische und in seiner Seele; doch da er erkannte, daß es ein göttlicher Befehl war, den er empfing, bat er in seinem Gebet nur um Kraft, um jenen höchsten Auftrag zu vollbringen, und machte sich bereit zur Opferung seines Sohnes. (BdWL 3, S. 79)

 

Prüfungen

Der Bibelkundige kennt die Erzählung im Alten Testament, derzufolge Jakob während einer schwierigen Lebenslage in der Nacht mit einem 'Manne' rang, bis die Morgenröte anbrach. 'Der Mann' konnte ihn nicht überwältigen und sagte schließlich: 'Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel, denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und bist oblegen.' Und Gott erneuerte gegenüber Jakob Sein Versprechen: 'Dein Same soll werden wie der Staub auf Erden, und du sollst ausgebreitet werden gegen Abend, Morgen, Mitternacht und Mittag; und durch dich und deinen Samen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden.' – Israel ist ein geistiger Name und bedeutet 'stark'. Es sollte eine starke, geistige Gemeinschaft werden, die das ganze Volk umfaßt, ein zahlreiches, starkes Volk Israel. Und Gott gab dem Volk das Verheißene Land, um darin in Frieden leben und die geistige Verbindung mit Ihm vertiefen zu können. Jedoch war daran die Bedingung geknüpft, gemäß des mit Gott geschlossenen Paktes, daß es die wahre Verehrung des einzigen Gottes und die Wahrheit Seiner Lehre allen Völkern der Erde kundtun, also ein Priestervolk sein sollte.
Das Alte Testament berichtet anschaulich über die Entwicklung des Volkes Israel im Laufe der Jahrhunderte. Bald wurde innerhalb desselben eine Spaltung sichtbar: auf der einen Seite das kleine Häuflein, das wir das Geistige Israel nennen wollen, weil es den geistigen Kontakt mit Gott aufrechterhielt und aus deren Mitte die weisen Führer des Volkes und die großen Propheten hervorgingen. Auf der anderen Seite die Mehrheit, die wir als das materialistische Israel bezeichnen wollen, weil es die göttlichen Segnungen an großer Klugheit, Beharrlichkeit und Tatkraft ausschließlich dazu verwendete, um Macht und Reichtum zu erlangen. Dieser Ungehorsam gegenüber dem mit Gott geschlossenen Bund brachte dem Volk Israel oft schwere Prüfungen ein, die es selbst verschuldete, denn ihr Reichtum, ihre Macht und ihr Stolz forderten die Nachbarstaaten geradezu heraus, gegen sie zu kriegen. In der Drangsal und Not schrie das Volk zu seinem Gott, doch die Reue währte nur so lange, bis es wieder Freiheit erlangte und zu Reichtum gekommen war.
Während der vielen Prüfungen lebte die Minderheit des geistigen Israel unbeachtet, doch voller Glauben und Hoffnung auf den Messias. Deshalb konnte Er in ihrer Mitte in Jesus Mensch werden, um nochmals Sein Volk auf seine geistige Mission unter den Völkern aufmerksam zu machen und dafür vorzubereiten. Das geistige Israel folgte Ihm nach und war glücklich, Sein Wort zu hören. Die Mehrheit, das materialistische Israel, nahm kaum Kenntnis vom Ihm, und die offizielle Kirche lehnte Ihn entschieden ab. Sie erwartete einen starken Mann, einen mächtigen Krieger, der die Herrschaft der Römer brechen sollte, um ein irdisches, glanzvolles und unbesiegbares Israel aufzurichten. Doch der Messias war demütig und bekundete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Da war die Enttäuschung so groß, daß sie Ihn als Aufwiegler und Gotteslästerer verurteilten und Ihn kreuzigen ließen. – Damit war ein Ereignis von ungeheurer Bedeutung eingetreten: die sichtbare Trennung zwischen dem geistigen und materialistischen Israel. (BdWL 6, S. 313-314)

 

Die Jakobs-Leiter

Wißt ihr, welche Bedeutung jene Leiter in sich birgt, die Jakob im Traume sah? Diese Leiter stellt symbolisch das Leben und die Entwicklung der Geister dar. Der Körper Jakobs schlief im Augenblick der Offenbarung, aber sein Geist war wach. Er hatte sich mittels des Gebets zum Vater erhoben, und als sein Geist in die Sphären des Lichtes eindrang, vermochte er eine Himmlische Botschaft zu empfangen, welche als ein Vermächtnis von Offenbarungen und geistigen Wahrheiten für sein Volk erhalten bleiben würde, das die ganze Menschheit umfaßt; denn 'Israel' ist kein irdischer Name, sondern ein geistiger.
Jakob sah, daß jene Leiter auf der Erde stand und daß seine Spitze den Himmel berührte. Dies zeigt den Weg des geistigen Aufstiegs, der auf der Erde in Verbindung mit dem Materiekörper beginnt und welcher endet, wenn das Licht und die Essenz seines Wesens mit der des Vaters verschmilzt, jenseits jedes materiellen Einflusses. (BdWL 5, S. 34)
Der Patriarch sah, daß auf jener Leiter Engel auf- und niederstiegen, was das unaufhörliche Geborenwerden und Sterben darstellt, das fortwährende Kommen und Gehen der Seelen auf der Suche nach Licht oder auch mit der Aufgabe zu sühnen und sich zu läutern, um ein wenig höher zu steigen bei der Rückkehr in die Geistige Sphäre. Es ist der Weg der geistigen Entwicklung, die zur Vollkommenheit führt. Deshalb sah Jakob an der Spitze der Leiter die sinnbildliche Gestalt Jehovas, womit angezeigt ist, daß Gott das Ziel eurer Vervollkommnung ist, eurer Bestrebungen, und der höchste Lohn von unendlichen Freuden, als Belohnung für die harten Kämpfe, die langen Leiden und die Beharrlichkeit, zum Schoße des Vaters zu gelangen.
In den Wechselfällen seines Daseins und in den Prüfungen fand der Geist immer Gelegenheit, Verdienste zu erwerben, um aufzusteigen. Daher war bei jeder Prüfung immer die Jakobsleiter sinnbildlich dargestellt, welche euch einlud, eine Stufe höher zu steigen.
Jünger, groß war jene Offenbarung, denn in ihr unterrichtete man euch über das Geistige Leben zu einer Zeit, in der der Geist kaum erwacht war für die Verehrung des Göttlichen, des Reinen, Guten und Wahrhaftigen. (BdWL 5, S. 35)

 

Moses

Mose war Mein 'Sprachrohr' in jener Zeit, er brachte euch bis zu den Pforten des Gelobten Landes, aber Ich gestattete ihm nicht, dasselbe zu betreten, denn dort hättet ihr ihn zum König gekrönt; doch wahrlich Ich sage euch, sein Reich war auch nicht von dieser Welt. – Dem Volke wurde das Land der Verheißung gegeben, damit es darin in Frieden wohne und dem Vater seine Anbetung darbringe. In Jerusalem erbaute jenes Volk den ersten Tempel für Jehova, und in ihm gab sich der Göttliche Geist kund; dort empfing Er die Klagen oder die Lobpreisungen der Kinder jener Stämme. Auf seinen Altar stelltet ihr die Bundeslade, das Symbol eures Bündnisses mit dem Vater. (BdWL 1, S. 221)

 

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